Die intrinsische Suche nach Sinnhaftigkeit
Die Versuche, die Existenz Gottes zu beweisen oder zu widerlegen, sind nicht nur Ausdruck eines Bedürfnisses nach Sicherheit, sondern vielmehr einer tief verwurzelten, intrinsischen Motivation, eine Art von Sinnhaftigkeit in unserem Dasein zu finden. Für diejenigen, die die Existenz Gottes ablehnen, ist dies nicht zwangsläufig ein Beweis für seine Nichtexistenz. In Wirklichkeit sind sowohl der Gottesbeweis als auch seine Ablehnung Konzepte, die unser Verständnis des Seins prägen. Das Festhalten an einem dieser Konzepte – sei es ein Gottesbeweis oder ein alternatives Konzept wie der Zufall – ist im Grunde genommen auch eine Form des Glaubens. Beide Ansätze, das Für und das Wider, sind letztlich Versuche, unser Sein zu erklären, und insofern sie nicht abschließend bewiesen werden können, handelt es sich bei beiden um Glaubenssysteme. Gott selbst ist von dieser menschlichen Suche unberührt; er ist nicht abhängig von unserer Fähigkeit, ihn zu beweisen oder zu begreifen. Dadurch, dass das innere Bedürfnis, das Dasein zu erklären, nicht auf einer Beweisgrundlage aufgebaut werden kann, gewinnt die Fähigkeit zur Ambiguitätstoleranz an enormer Wichtigkeit.
Ambiguitätstoleranz und die Akzeptanz des Unerklärbaren
Die Fähigkeit zur Ambiguitätstoleranz – das Ausharren in der Ungewissheit – ist von unschätzbarem Wert, insbesondere für diejenigen, die an einen Gott glauben. Es ist eine Übung in Demut, anzuerkennen, dass wir nicht alles erklären können und dass einige Fragen vielleicht unbeantwortet bleiben. Diese Toleranz für das Unerklärbare schließt die Wissenschaft nicht aus; vielmehr erweitert sie den Raum für ein tieferes Verständnis, das über das hinausgeht, was empirisch beweisbar ist. Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht alles, was wir erklärt haben, auch so ist, wie wir es erklärt haben. Modelle – wie das Bohrsche Atommodell – sind immer unvollkommen, aber sie helfen uns, der „Tatsache“ näher zu kommen. Unsere Erkenntnisse können von zeitlich begrenzter Gültigkeit sein, wie es bei wissenschaftlichen Postulaten der Fall ist. Wenn also etwas nicht erklärbar oder beweisbar ist, schließt das seine Existenz nicht aus. Selbst das, was als „bewiesen“ gilt, kann sich aufgrund zusätzlicher Erkenntnisse oder Informationen ändern. Ein Beispiel dafür sind Radiowellen: Sie waren immer da, aber erst seit ihrer Entdeckung und dem zunehmenden Verständnis ihrer Eigenschaften können wir sie nutzen, um Informationen auszutauschen.
Der persönliche Glaube: Eine Überzeugung jenseits des Beweisbaren
In Anlehnung an die vorangegangenen Überlegungen lässt sich feststellen, dass der Gottesbeweis keine Voraussetzung für den Glauben an Gott ist. Vielmehr könnte er als Einstieg zu neuen Erkenntnissen und persönlichen Erfahrungen dienen. Hebräer 11,1 in der Elberfelder Übersetzung formuliert es so: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht.“ Diese Überzeugung ist für den Glaubenden eine gelebte Realität, auch wenn sie sich anderen nicht objektiv vermitteln lässt. Was für den einen als Glaube erscheint, ist für den anderen eine feste Überzeugung und gelebte Wirklichkeit. Zu diesem komplexen Thema wird es später einen ausführlicheren Beitrag geben.
Abschluss
Wenn es um die Frage nach Gott geht, sollte der Fokus eher auf der Überzeugung und dem persönlichen Glauben als auf empirischen Beweisen liegen. Selbst wenn es uns eines Tages gelingen sollte, Methoden zu entwickeln, um die Existenz Gottes zu beweisen, wird dies nicht zwangsläufig dazu führen, dass alle Menschen an ihn glauben werden. Der Glaube bleibt eine persönliche Angelegenheit, die sich nicht in objektive Beweise übersetzen lässt.