„Alles vergessen?“ – Die billige Version von Vergebung
Wir alle kennen diesen Satz: „Schwamm drüber.“ Ein Fehler, ein Streit, eine Schuld – und jemand erklärt großzügig, er wolle es nicht mehr erwähnen. Klingt nett. Aber mal ehrlich: Bleibt da nicht trotzdem ein kleiner Nachgeschmack? Vergebung im biblischen Sinn geht viel tiefer. Sie ist kein oberflächliches Vergessen, sondern ein radikaler Neuanfang.
Vergebung löscht – nicht nur Erinnerungen
Die Bibel beschreibt Vergebung nicht als „Augen zudrücken“. Sie bedeutet: Schuld wird ausradiert, als hätte sie nie existiert. Kein Rest, kein Schatten, kein „aber damals hast du doch…“.
Das ist der große Unterschied: Vergessen bedeutet, dass Erinnerungen verblassen. Vergebung bedeutet, dass die Schuld in Gottes Augen nicht mehr existiert.
Ein neues Ich statt ein besseres Ich
Vergebung im Glauben ist mehr als moralische Nachhilfe. Es ist ein radikaler Identitätswechsel. Paulus fasst es so:
Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2. Korinther 5,17)
Es geht also nicht darum, ein paar Fehler weniger zu machen, sondern ein völlig neues Leben zu beginnen – in echter Freiheit.
Nikodemus und die absurde Frage
Ein Mann namens Nikodemus, ein religiöser Profi seiner Zeit, kam nachts zu Jesus. Er war neugierig, aber auch verwirrt. Als Jesus ihm von Wiedergeburt erzählte, fragte Nikodemus ernsthaft:
Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa zum zweiten Mal in den Leib seiner Mutter hineingehen und geboren werden? (Johannes 3,4)
Absurd? Ja. Aber eigentlich verständlich. Auch wir denken oft in biologischen oder moralischen Kategorien: ein bisschen besser werden, Fehler reduzieren, sauberer leben. Doch Jesus spricht von etwas ganz anderem – einer geistlichen Wiedergeburt, einer komplett neuen Identität.
Die Brücke zwischen Schuld und Gnade
Vergebung ist nicht nur ein moralischer Akt. Sie ist eine Brücke: von Schuld zu Gnade, von Trennung zu Beziehung, von Tod zu Leben. Sie führt uns nicht zurück in ein „bisschen besseres“ Leben, sondern in ein völlig neues: in die Gemeinschaft mit Gott.
Fazit: Der radikalste Neuanfang
Wenn du an Vergebung denkst, denk nicht an eine nette Floskel. Sie ist kein „Schwamm drüber“, sondern der radikalste Neuanfang, den es gibt.
Nikodemus konnte es sich kaum vorstellen. Vielleicht kannst du es auch nicht sofort. Aber genau das ist der Punkt: Vergebung in Jesus Christus übersteigt unsere menschlichen Kategorien. Sie schenkt dir nicht ein besseres, sondern ein neues Leben.